LÄUFT.
Die Ausstellung zur Menstruation
Etwa zwei Milliarden Menschen auf der Welt menstruieren. Über 1,5 Milliarden weitere Menschen hatten ihre Periode oder werden sie bekommen. Trotzdem gilt die Menstruation nach wie vor als Tabu-Thema. Die Ausstellung entfaltet über persönliche und museale Objekte, Interviews, Musik, Film und Kunst die Diskurse und Debatten der letzten Jahrzehnte, zeichnet die Entwicklung der Menstruationsprodukte vom späten 19. Jahrhundert bis heute nach und gibt Stimmen von Menstruierenden Raum.
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Laufzeit
10. 2023 – 03.2025 -
Ort
Museum Europäischer Kulturen // Staatliche Museen zu Berlin, Preußischer Kulturbesitz -
Kurator:innen
MEK: Elisabeth Tietmeyer Direktorin; Jana Wittenzellner, stellvertr. Direktorin & Kuratorin der Ausstellung; Sofia Botvinnik, Wissenschaftliche Mitarbeiterin & Kuratorin für Outreach & unter Mitarbeit von Beatrice Miersch -
Meine Aufgabe
Kuratorin für: Menstruation, Popkultur & Kunst

Seit nunmehr rund 10 Jahren ist die Menstruation in der öffentlichen Diskussion angekommen. Frauen* veröffentlichen Perioden-Manifeste, engagieren sich gegen Periodenarmut und Unterversorgung, entwickeln neue Menstruationsprodukte oder posten ihre Erfahrungen auf den sozialen Medien unter Hashtags wie #periodpositivity und #menstruationmatters.
Denn auch, wenn Aufklärungsunterricht heute in jeder Schule stattfindet und Periodenprodukte für die unterschiedlichsten Bedürfnisse zum Kauf angeboten werden, ist der Weg zu „Period Dignity“ noch weit. Weder sind alle körperlichen Vorgänge rund um die Menstruation hinreichend erforscht, noch Sprachlosigkeit, Periodenarmut und weitere Hürden beseitigt, die Menstruierenden einen würdevollen Umgang ermöglichen.
Das Museum Europäischer Kulturen (MEK) präsentiert mit „Läuft. Die Ausstellung zur Menstruation“ eine Geschichte des Pragmatismus und der Utopien, des Erfindungsreichtums und Aktivismus. Dafür versammelt die Ausstellung rund 100 historische und brandneue Menstruationsartikel sowie Werbeanzeigen. Schaubilder, Interviews und Hands-On-Stationen vermitteln den aktuellen Wissensstand. Mit knapp 200 Alltagsgegenstän-den, Fotos, Grafiken, Zeitungsartikeln und Social-Media-Posts fächert die Ausstellung die Diskurse auf, die Menstruierende seit Jahrzehnten beglei-ten: Es geht um Themen wie Leistung, Periodenarmut, Müll, „Normalität“, Naturverbundenheit oder Stimmung.
Im Zentrum stehen die Erfahrungen und Stimmen von Menstruierenden selbst. Zahlreiche Film- und Musikausschnitte sowie Kunstwerke runden die Ausstellung ab.
Inhaltliche Schwerpunkte bilden die vier Themenbe-reiche „Geschichte der Unterwäsche und der Menstruationsprodukte“,
„Aufklärung und aktuelles Wissen“, „Diskurse rund um die Menstruation“ sowie „Popkultur und Kunst“.
© Staatliche Museen zu Berlin, Museum Europäischer Kulturen / Christian Krug
Der Themenbereich „Geschichte der Unterwäsche und der Menstruationsprodukte“ behandelt die Entwicklung und Vermarktung speziell konzipierter Menstruationsprodukte seit der Mitte des 19. Jahrhunderts. Für alle heute verfügbaren Menstruationsartikel gab es bereits vor 100 Jahren Vorläufer; zugleich blieben DIY (Do It Yourself)-Lösungen bis in das späte 20. Jahrhundert weit verbreitet. Ein „Fotostudio“ ermöglicht es Besucher*innen, Modelle historischer „Wäsche für besondere Tage“ an-zuprobieren und so am eigenen Körper zu erfahren, was sich über Jahrzehnte verändert hat.
Der Themenbereich „Aufklärung und aktuelles Wissen“ enthält grund-legende Informationen zum Zyklus und zur Menstruation. Anhand von Schaubildern, Exponaten und Expert*innen-Interviews werden der aktuelle Wissenstand abgebildet, offene Fragen thematisiert und widerlegte Theorien thematisiert.
Im dritten Themenbereich „Diskurse rund um die Menstruation“ lotet die Ausstellung das diskursive Feld aus, das seit dem späten 19. Jahrhundert den Rahmen für das Sprechen über Menstruation bildet. Zusammengefasst werden die fortwährende Neuaushandlung und Neubewertung von Menstruation unter vier großen „Anforderungen“, die seit Jahrzehnten in unterschiedlicher Form an Menstruierende gestellt werden: „Mach das (nicht)!“, „So sollst du sein!“, „Ich blute, also bin ich?“ und „Es muss sich was ändern!“. Zahlreiche Exponate, riesige Banner mit Werbe-anzeigen und Fotos sowie Fundstücke aus Presse und Social Media veranschaulichen die einzelnen Themen eindrücklich.
Der letzte Themenbereich „Popkultur und Kunst“ erörtert den Beitrag von Musik, Comedy, Kunst und Film zur öffentlichen Verhandlung von Menstruation. Die Ausstellungsinhalte werden auch durch zahlreiche Hands-on-Stationen interaktiv vermittelt. Die partizipative Ausrichtung soll Besucher*innen multi-perspektivische und sensomotorische Zugänge zum Thema ermöglichen. Besondere Angebote gibt es für Schulklassen und Lehrkräfte.